Kürzlich fand Die ZEFFF-Tagung 2025 in Berlin statt und bot wertvolle Einblicke und Diskussionen rund um das Thema Engagement und soziale Ungleichheit. Die Veranstaltung begann mit einer Keynote über den vierten Engagementbericht der Bundesregierung, der zentrale Fragen zu Engagement und gesellschaftlicher Teilhabe aufwarf. Der Blick auf vergleichende Perspektiven aus Österreich und der Schweiz ermöglichte den Teilnehmenden eine breitere Sichtweise auf Engagementprozesse in verschiedenen Ländern und war somit eine gelungene Einführung in die Tagung. Mit Beiträgen von Dr. Paul Rameder von der Wirtschaftsuniversität Wien, Prof. Dr. Georg von Schnurbein von der Universität Basel und weiteren Fachleuten wurde anschließend auf die verschiedenen Dimensionen und Herausforderungen des zivilgesellschaftlichen Engagements in den drei Ländern eingegangen.
Neben den Vorträge fanden auch verschiede Workshops statt, um tiefer in die Thematik des Engagements und der sozialen Ungleichheit einzutauchen. Im ersten Panel wurde die ungleiche Beteiligung verschiedener Bevölkerungsgruppen an Engagementaktivitäten thematisiert. Dr. Sylvia Keim-Klärner präsentierte eine Auswertung von Daten des Sozio-ökonomischen Panels und des Freiwilligensurveys, die zeigten, dass sich Geschlechterunterschiede im Engagement in ländlichen Räumen in den letzten Jahren verringert haben. Dennoch bleibt das Engagement von Frauen in vielen Bereichen hinter dem der Männer zurück. Weitere Beiträge widmeten sich dem Engagement von marginalisierten Gruppen und den spezifischen Herausforderungen, mit denen Menschen aus diesen Gruppen konfrontiert sind. Dr. Johanna Treidl und Katharina Batzing analysierten, wie das Engagement von Marginalisierten auf verschiedenen Wirkungsebenen agiert und oftmals biografisch nicht linear verläuft. Prof. Dr. Sabrina Zajak und ihre Kollegen beleuchteten, wie Diskriminierungserfahrungen in das Engagement von Menschen mit Migrationshintergrund einfließen und welche strukturellen Hürden bestehen.
Das zweite Panel behandelte das Engagement in Zeiten politischer Unsicherheit und demografischer Veränderungen. In Thüringen erleben zivilgesellschaftliche Akteure, wie Prof. Stefanie Kessler und Vivien Dos Anjos darlegten, die Auswirkungen eines politischen Rechtsrucks, was die lokale Demokratieförderung vor neue Herausforderungen stellt. Sara Lüttich stellte ein Forschungsprojekt aus dem ländlichen Raum vor, das zeigte, wie ältere Menschen soziale Werte durch Engagement in der Kommunalpolitik fördern können. Auch die Rolle der Museen und Ausstellungen in ländlichen Räumen wurde diskutiert, wobei Nick Petukat untersuchte, wie Ehrenamtliche in diesem Bereich trotz rückläufiger kommunaler Förderung wichtige Beiträge leisten.
Am zweiten Tag der Tagung wurde die erste Keynote von Dr. Manes Weisskircher zu den neuen gesellschaftlichen Konfliktlinien und der Politisierung der Zivilgesellschaft gehalten. Anschließend befasste sich das dritte Panel mit der Anerkennung von Engagement, insbesondere bei jungen Menschen und in „stilleren“ Engagementformen. Es wurde argumentiert, dass Engagement oft erst durch die gesellschaftliche Anerkennung von Bedeutung wird und dass die Stärkung der Wertschätzung von jugendlichem Engagement für den sozialen Zusammenhalt und die politische Partizipation von entscheidender Bedeutung ist. Patrick Leinhos ergänzte diese Diskussion, indem er die biografischen Hintergründe junger Erwachsener und deren Umgang mit institutionellen Erwartungen im Kontext queeren Engagements untersuchte.
Die Tagung endete mit einer Keynote von Prof. Dr. Marc Redepenning, der das Thema des weniger formalisierten Engagements aufgriff und beleuchtete, wie dieses Engagement in der Praxis vorkommt und unterstützt werden kann. In einem interaktiven Austausch wurden die Erkenntnisse der Tagung zusammengefasst und Perspektiven für die zukünftige Engagementforschung erörtert. Der abschließende Lunch-Talk und die Netzwerkbörse boten den Teilnehmenden die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen und den Dialog zu vertiefen.
Insgesamt zeigte die ZEFFF-Tagung 2025 auf, wie vielfältig und komplex das Thema Engagement ist und welche unterschiedlichen Herausforderungen und Perspektiven es in Bezug auf soziale Ungleichheit, politische Unsicherheit und demografische Veränderungen gibt. Die Tagung bot Raum für einen interdisziplinären Austausch und stärkte das Bewusstsein für die Bedeutung des zivilgesellschaftlichen Engagements in einer sich wandelnden Gesellschaft.