Smart Country Side als europäisches Vorbild für bürgerliche Beteiligung

Projekt kooperiert mit dem Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung

Das Projekt Smart Country Side (SCS) der Kreise Lippe und Höxter zeigt, wie Bürgerbeteiligung auf lokaler Ebene funktionieren kann. Auf das Projekt ist jetzt auch das Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ISL) aus Dortmund aufmerksam geworden. Das Institut führt die europäische RELOCAL-Studie in Deutschland durch und hat SCS als eines von zwei Modellprojekten in Deutschland für eine Fallanalyse ausgewählt.

Die RELOCAL-Studie untersucht, inwieweit sich Bürger an kommunalen und regionalen Entwicklungen beteiligen können. Gleichzeitig wertet das ISL für die Studie aus, ob eine stärkere Berücksichtigung von regionalen Besonderheiten, wie beispielsweise einer eher ländlichen Struktur, dazu beitragen kann, territoriale Ungleichgewichte in der EU zu verringern. „Dank Smart Country Side haben wir die Möglichkeit bekommen, unsere Erfahrungen und Strategien mit in den europäischen Prozess einzubinden“, freut sich Landrat Dr. Axel Lehmann. Höxters Landrat Friedhelm Spieker ergänzt: „Zudem ist natürlich ein Austausch mit dem ILS und dessen Know-how auch für uns in OWL ein Gewinn für die Wirksamkeit unseres Projektes.“

Bei RELOCAL kooperieren 13 Universitäten und Forschungseinrichtungen aus 11 Ländern. Insgesamt 33 europäische Projekte werden in der Studie berücksichtigt. „Was uns an Smart Country Side interessiert, ist die Kombination aus einer zukunftsweisenden Thematik und dem direktdemokratischen Verfahrenscharakter. Hier werden Möglichkeiten der Digitalisierung für eine bessere Lebensqualität im ländlichen Raum von den Bürgern selbst mitentwickelt und erprobt“, erklärt Dr. Sabine Weck, Leiterin des Forschungsvorhabens vom ILS.

Bei ersten Auftaktgesprächen mit dem SCS-Projektleiter Dr. Klaus Schafmeister sowie den Projektmanagerinnen Ann-Kathrin Habighorst und Heidrun Wuttke, von den Kreisen Lippe und Höxter, konnte das ILS einen ersten Überblick über SCS bekommen. Bis Ende Juni führt das Institut Interviews mit weiteren Projektbeteiligten, lokalen politischen Akteuren sowie regionalen und überregionalen Experten. Zudem sind Workshops geplant, in denen die teilnehmenden SCS-Modelldörfer über ihre eingebrachten Ideen diskutieren. So soll die Perspektive der beteiligten Bürger stärker in die Forschungsergebnisse einfließen können.

Weitere Informationen zu Smart Country Side und der RELOCAL-Studie gibt es unter: www.innovation-landlab.de oder www.relocal.eu

Hintergrund Informationen zu Smart Country Side

Smart Country Side ist ein mit Mitteln aus dem „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE) gefördertes Kooperationsprojekt der Kreise Lippe und Höxter und eines von 10 Projekten des Handlungskonzeptes „OWL 4.0“. Zusammen wollen die Akteure die digitale Transformation in Ostwestfalen-Lippe voranbringen und die Zukunftschancen der Region sichern.

 Hintergrundinformationen zum Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung

Das ILS –Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung analysiert als raumwissenschaftliches Stadtforschungsinstitut die Dynamik und Vielgestaltigkeit des urbanen Wandels in international vergleichender Perspektive. Ziel der anwendungsorientierten Grundlagenforschung ist ein besseres Verständnis neuerer Urbanisierungsprozesse, um im aktiven Dialog mit Praxis, Politik und Gesellschaft inter-, transdisziplinär Erkenntnisse für eine sozial und ökologisch nachhaltige Transformation und Gestaltung urbaner Räume auf unterschiedlichen räumlichen Maßstabsebenen zu erarbeiten Das ILS ist Gründungsmitglied der Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft (JRF). Die JRF stellt eine wichtige Säule der Nordrhein-Westfälischen Forschungslandschaft dar. Sie vernetzt inter- und transdisziplinäre Forschungskompetenzen zu gesellschaftspolitisch relevanten Zukunftsthemen und bündelt die Aktivitäten von 15 gemeinnützigen Forschungsinstituten.

 

 

Smart Country Side startet in die Umsetzungsphase

Die erste Runde des Beteiligungsprojektes Smart Country Side (SCS) ist abgeschlossen. An den bisher sechs Dorfkonferenzen in Bega, Billerbeck, Bremke/Rott, Elbrinxen, Eschenbruch und Lemgo-Südstadt brachten sich jeweils knapp 50 Bewohner ein. Jetzt geht es darum, die Ideen der Bürger aus den Modellorten umzusetzen.

Mit insgesamt fünf digitalen Lösungsansätzen will SCS die Dorfgemeinschaft und das persönliche Miteinander stärken. „Im Zukunftskonzept Lippe 2025 hat sich der Kreis zur Dorfentwicklung und Digitalisierung bekannt. Durch die Bürgerbeteiligung bei Smart Country Side ist es uns möglich, passgenaue und bedarfsgerechte ‚smarte‘ Technologien zu entwickeln, die die Lebensqualität im ländlichen Raum verbessern“, freut sich Landrat Dr. Axel Lehmann.

Für die Umsetzungsphase arbeitet der Kreis Lippe zurzeit mit Kooperationspartnern aus dem Kreis Höxter an verschiedenen Online-Plattformen. Zum einen soll eine Dorfplattform entstehen: Hier können Nutzer Neuigkeiten, einen Marktplatz oder auch historische Informationen finden. Die verschiedenen Funktionen sollen sich die Modellorte individuell zusammenstellen. Zudem sind eine „Kümmerer“-Plattform zur Nachbarschaftshilfe sowie eine Kirchen-Plattform für Gottesdienste und Seelsorge geplant. „Auf den Dorfkonferenzen wurde deutlich, dass die Bürger die Chancen des digitalen Wandels kennen und diese auch realisieren wollen“, erklärt Dr. Klaus Schafmeister, Projektleiter von Smart Country Side, die unterschiedlichen Angebote. Damit wirklich jeder Bewohner in den Modellorten die digitalen Anwendungen auch nutzen kann, will das Projektteam in den Dorfgemeinschaftshäusern Lern- und Medienecken einrichten. „Je nachdem was vor Ort benötigt wird, kann die Gemeinschaft beispielsweise Laptops, Drucker oder interaktive Displays anfordern. Für jedes Modelldorf steht eine finanzielle Förderung zur Verfügung“, sagt Ann-Kathrin Habighorst, Projektmanagerin von Smart Country Side.

Zusätzlich wird es Schulungen zum Erwerb digitaler Kompetenzen geben. Hierfür soll in Kooperation mit den Medien- und Selbstlernzentren der Lippe Bildung eG und anderen Weiterbildungsträgern ein Konzept erstellt werden. Diesen Schritt dürfen die Bewohner ebenfalls inhaltlich begleiten. Jedes Dorf kann sich drei definierte Bildungsbausteine aussuchen oder gegebenenfalls neue Module mitentwickeln, die später auf der Dorfplattform bereitgestellt werden. Bausteine können z.B. eine Einführung in die Videotelefonie, die Öffentlichkeitsarbeit für Vereine oder in das Online-Banking sein. Außerdem bildet das Projektteam Medien-Lotsen aus, wie Dr. Klaus Schafmeister betont: „Wir liefern zwar den Dörfern die digitale Technik und das Wissen, wie diese letztendlich eingesetzt werden, bleibt aber den Bewohnern vorbehalten. So sollen die geschulten Lotsen in der Lage sein, die Dorfplattformen eigenständig zu pflegen.“ Den Auftakt zu den Medienkompetenz-Schulungen macht Bega am 12. April um 18.30 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus. „Wir freuen uns, dass wir auch andere Formate wie zum Beispiel ein E-Sports-Turnier in unserer Turnhalle ausprobieren können und so spielerisch mit Jung und Alt gemeinsam die digitale Welt erkunden können“ erzählt Friedhelm Plöger, Vorsitzender des TUS Bega.

Während der Umsetzungsphase finden auch weitere Dorfkonferenzen statt. In den kommenden Wochen sind die Bewohner aus Holzhausen-Externsteine, Lipperreihe und Silixen dazu aufgerufen, ihre Wünsche und Ideen in den Prozess mit einzubringen. Bei den Treffen soll künftig das Thema „Gesünder zu Hause alt werden“ stärker im Fokus stehen. Bis Ende März soll die Ideenfindung für Smart Country Side beendet sein. Die Plattformen gehen voraussichtlich im Mai online.

Smart Country Side ist ein mit Mitteln aus dem „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE) gefördertes Kooperationsprojekt der Kreise Lippe und Höxter und eines von 10 Projekten des Handlungskonzeptes „OWL 4.0“. Zusammen wollen die Akteure die digitale Transformation in Ostwestfalen-Lippe voranbringen und die Zukunftschancen der Region sichern.

Weitere Informationen: www.owl-morgen.de